Der TSV blickt auf besondere Talente und Höhepunkte zurück. „Ende der 80er, Anfang der 90er hatten wir 220 Mitglieder im Verein“, erinnert sich der aktuelle und vermutlich letzte Vorsitzende des Tennisvereins Herbert Kroll.
Die Tennisbegeisterung in Hoya machte sich spätestens 1909 bemerkbar. Hinweise darauf finden sich in einem Gerichtsverfahren, das sich um eine angeblich überhöhte Rechnung für einen Zaun um einen Tennisplatz im Bürgerpark drehte. Das geht aus einer Broschüre hervor, die der Verein unter Mithilfe von Stadtarchivar Henry Meyer erarbeitet und im Jahr 2000 herausgegeben hat.
Darin zitiert der TSV auch aus den 1969 verfassten „Kindheitserinnerungen“ von Anneliese von Merkl-Zeppenfeld. Sie schreibt über die Damen, die den Tennisplatz nutzten: „Leicht konnten wir hinlaufen und zusehen, wie Fräulein Westrum und Frau Dr. Schmidt dem Ball nacheilten. Sie trugen lange, nach unten zu weite, weiße Röcke; ein buntbestickter Gürtel umschloss die Wespentaille, dazu eine mit Rüschen besetzte Bluse. Ein breiträndiger Strohhut schützte die Spielerinnen vor den zudringlichen Sonnenstrahlen (…). Gehäkelte Handschuhe vervollständigten den Tennisdress.“
Der Platz im Bürgerpark war nach Meinung des Magistrats der Stadt eine "Unzierde". 1923 forderte er die damalige Tennisgesellschaft auf, innerhalb von 14 Tagen die Einfriedigung zu entfernen.
1932: „Ein Tennisplatz? Wozu brauchen wir den?“
1929 suchte der Magistrat dann über ein vorwiegend an Akademiker gerichtetes Schreiben Tennis-Interessente. Nachdem sich einige gemeldet hatten, überreichte Rechtsanwalt Dr. Meyer an Bürgermeister Stelter ein Sparbuch mit 27,33 Reichs- mark. Davon sollte ein neuer Tennisplatz an der Promenade gebaut werden.
„Über den freuten sich aber nicht alle Bürger“, sagt Herbert Kroll und verweist auf einen Artikel vom 30. April 1932 im Hoyaer Wochenblatt. Darin heißt es: „Die geben sich die erdenklichste Mühe, da etwas anzulegen, was wie ein kleiner Exerzierplatz aussieht. (…) Welche meinen ja, da wäre nichts Geheimnisvolles bei, da käme ein Tennisplatz hin. Soll man‘s glauben, dass es noch solch naive Leute gibt? Ein Tennisplatz! Wozu brauchen wir denn sowas in Hoya? Weil es hier vielleicht drei Jungfrauen gibt, die des Nachmittags Langeweile haben und des Abends keinen Kavalier? Oder weil zwei Hausfrauen keinen Haushalt haben? (…) Ich meine, wir könnten die fünf oder sechs Arbeiter auch nutzbringender beschäftigen, als für solche Kinkerlitzchen.“
Boom in den 80er- und 90er-Jahren
Die Kritik hat sich überlebt, seit 1932 hat der Verein seine Heimat an der Promenade.
Herbert Kroll, der seit zehn Jahren Vorsitzender ist, hat sowohl die Blütezeit als auch Tiefen des Vereins miterlebt. „Anfang der 90er war auf der Anlage immer pulsierendes Leben. Man musste lange Schlange sitzen, bis man dann endlich spielen konnte“, sagt Kroll. Nicht nur die deutschen Tennislegenden Steffi Graf und Boris Becker seien für den Boom verantwortlich gewesen. Das Freizeitverhalten und der Tennisboom passten gut zueinander, sagt Kroll. Damals gab es weder Internet noch Ganztagsschulen. „Die Leute spielten Tennis und nicht Computer.“
Mittlerweile sind die Mitgliederzahlen zurückgegangenen. Doch auch heute noch hat der TSV talentierte junge Mitglieder, zum Beispiel den elfjährigen Bennet Kemper. „Es macht mir viel Spaß, ihn zu begleiten und zu fördern“, sagt Kroll.
Dafür, dass der Tennisverein nun mit dem TuS Hoya fusioniert, gibt es einen guten Grund: „Wir haben noch keine finanziellen Probleme. Und die Betonung liegt dabei auf noch“, sagt Herbert Kroll, der lange für die Sparkasse gearbeitet hat und mittlerweile in Rente ist. „Wenn ich jetzt nichts tun würde, dann könnte ich in drei oder vier Jahren den Schlüssel für die Anlage abgeben. Durch die Fusion erhoffe ich mir, dass unser Angebot auch von jüngeren Mitgliedern des TuS angenommen wird, sodass wir die Tennisanlage noch lange Zeit erhalten können.“
Kreiszeitung Hoya Autorin : Alexandra Hübscher